Die Arbeit der Psychotherapie und die Psychotherapie der Arbeit
Datum: Freitag, 13.09.2024, 19-20.30 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)
Ort: Syndikat, Emser Str. 131, S+U Neukölln
Dass sich die Arbeitsbedingungen in der Gegenwartsgesellschaft in einem grundlegenden Wandlungsprozess befinden, ist mindestens seit der Debatte um das Burn-Out, spätestens aber seit der Covid-19-Pandemie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten. Die zunehmende Flexibilisierung, Prekarisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt wird von einer Zunahme psychischer Belastungen flankiert: Die Arbeit kann nicht nur psychische Leiden auslösen oder verstärken, sondern es auch erschweren, auf gesundheitliche Beeinträchtigungen rechtzeitig angemessen zu reagieren. Die steigenden Zahlen psychiatrischer Diagnosen stellen somit auch eine Frage nach der klinischen, therapeutischen Versorgung. Hier setzt das Forschungsprojekt an, dessen Ergebnisse vorgestellt werden. Erste Studien haben gezeigt, dass in psychotherapeutischen Kliniken die Arbeitsbedingungen der Patient*innen, wenn überhaupt, nur am Rande adressiert werden. Diese Lücke in der Behandlungspraxis hat Folgen für das arbeitsbezogene Leiden der Patient*innen: Häufig wird es in seinen sozialen Dimensionen verkannt, dadurch individualisiert und letztlich privatisiert. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Psychotherapeutische Behandlung arbeitsbezogenen Leidens in Deutschland“ nimmt die psychotherapeutischen Perspektiven zum Zusammenhang von Arbeit und Leiden soziologisch in den Blick. Es wird qualitativ-empirisch untersucht, wie Arbeit in psychotherapeutischen Einrichtungen verhandelt wird. Sabine Flick wird im Salon erste Ergebnisse der Studie zur Diskussion stellen.
Prof. Dr. Sabine Flick, Soziologin, Professorin für Allgemeine Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Mitglied des Instituts für Sozialforschung Frankfurt am Main
Moderation: Leonie Knebel